Was wenn…

Was wenn…

Nach dem Kampf sitzen die Krieger beider Seiten im gleichen Bahnhof, direkt neben dem „Palast der Tränen“ , später im gleichen Zug und

Alle atmen sie die gleiche Luft.

Gegen das Atmen der gleichen Luft können wir wenig tun, wenn wir am Leben bleiben wollen.

Ist es nicht das, wonach Alle sich sehnen: Einatmen und wieder Ausatmen.

Alle möchten wir in unserem SOSEIN gesehen, gehört und geliebt sein.

Zwei Lager von Menschen stehen sich also gegenüber; an geschichtsträchtigen Plätzen, an Mahnmalen für die Menschlichkeit in Erinnerung an unvorstellbares Grauen.

Alle möchten sie leben, in ihrem Land, auf unserer Erde, auf ihre besondere Weise –

aber nicht miteinander.

Die Einen grenzen Menschen anderer Kulturen und Religionen aus, die Anderen brüllen Hasstiraden gegen die Ausgrenzenden.

Ich stehe dazwischen, im linken Flügel und bin fassungslos. Hinter meiner Sonnenbrille treibt mir die Erinnerung an die Gestorbenen, Tränen in die Augen.

Ich erhebe meine Stimme nicht aus meinem linken Flügel gegen den Rechten. Ich stehe einfach nur da, spüre unendliches Leid, bodenlose Angst und hilflose Wut. Kein Laut kommt über meine Lippen.

„Um fliegen zu lernen brauchen wir doch zwei Flügel, sonst drehen wir uns immer wieder im Kreis“, denke ich beinahe ketzerisch.

Man müsse sich wehren, die Stimme erheben argumentieren meine „Streiter“.

FÜR das Leben würde ich kämpfen! FÜR ein gegenseitiges Verstehen.

Dennoch fehlen mir angesichts der eskalierenden Situation die Worte und jegliches DAFÜR scheint sich in Luft aufzulösen, als dieser hochgewachsene – auf mich so hilflos wirkende – Polizist unfreundlich, beinahe bedrohlich, auf eine zarte Frau zugeht, die provozierend wissen will, auf welcher Seite er denn nun steht.

Bedeutet Farbe bekennen, GEGEN etwas oder jemanden zu kämpfen?

Was würde geschehen, wenn wir wählen würden, aufzuhören, gegeneinander zu kämpfen?

Was würde geschehen, wenn wir damit beginnen würden, einander wirklich zuzuhören?

Was würde geschehen?

Ich bekenne Farbe!

Meine Farbe ist bunt.

Ich bekenne mich dazu, dass mir brüllende Massen Angst machen, egal für welchen Flügel sie brüllen.

Ich bekenne mich zu meiner Liebe für alles Lebendige!

Ich bekenne mich dazu, FÜR das Leben zu sein, FÜR eine Vielfalt an Menschen und Meinungen!

WAS, WENN ES GAR NICHT DARUM GINGE, RECHT ZU HABEN?

WAS, WENN ES DARUM GINGE, EINANDER ZU LAUSCHEN UND VONEINANDER ZU LERNEN?

WAS, WENN…wir alle die gleiche Luft atmen?

Was, wenn ….?

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